Pocahontas – Eine indianische Legende

Während viele andere ihren Samstagabend auf der Disco Woanders verbringen und den Freuden des feuchtfröhlichen Szenenachtlebens nachgehen, habe ich meinen Feierabend in den heimischen vier Wänden verbracht und auf gemütliche Art und Weise meinen Feierabend genossen. Wenn ich sage gemütlich, dann meine ich eingelullt in eine Decke, Schokolade essend und Tetrapackrotwein trinkend auf dem Bett lümmelnd und berieselt von einem Film, der mir die Kolonialisierung des heutigen Amerkia in wunderbar bunten und leicht verständlichen, bewegten Bildern näher bringt. Nur Gott allein weis wie viele hundert mal ich mir das Disney Meisterwerk Pocahontas schon reingezogen habe, aber ich weis dass es noch lange nicht genug war und noch einige hundert mal folgen werden. Denn ich bin immer wieder aufs neue hin und weg.

Die Geschichte ist recht schnell erzählt. Um 1607 legt ein Schiff mit dem Namen “Susan Constant” und beladen mit englischen Siedlern und Seeleuten in London ab um ihren langen beschwerlichen Weg in die “Neue Welt” anzutreten, um diese nach herzenslust zu plündern, so wie es die Spanier schon seit einiger Zeit taten. Mächtige Goldfunde und Reichtümer zogen die Seemänner in ihren Bann und nicht zuletzt die Aussicht auf das Abenteuer ihres Lebens. Mit ihnen an Bord befindet sich der erfahrene Seebär John Smith, der nicht nur auf den Ozeanen zu hause ist sondern schon einige Erfahrung im Umgang mit neuen Ländereien und deren Einwohner… den sogenannten Wilden… mitbrachte. Zur selben Zeit, auf der anderen Seite des großen Teiches kehrten die Krieger eines Virginia-Algonkin Stammes unter der Führung ihres Häuptlings Powhatan erfolgreich aus einer Schlacht zurück und ahnten noch nichts von der baldigen Ankunft der fremden Macht. Die schöne Häuptlingstochter Pocahontas hatte schon seit einiger Zeit einen Traum, der sie auf “Große Ereignisse” hinwies. Doch diesen zu deuten viel ihr schwer. Sie sollte mit dem besten Kriger des Stammes “Kocoum” vermählt werden, denn sie müsse ihren Platz im Volke einnehmen, wie es einst schon ihre Mutter tat. Doch damit wollte sie sich nicht so recht abfinden, glaubte sie doch das ihr Traum ihr einen anderen Weg wies. Und so sollte es dann auch sein. Sie freundete sich mit dem englischen Siedler John Smith an und langsam aber sicher verliebten sich die beiden ineinander. Da sich die unterschiedlichen Völker jedoch feindlich gegenüberstanden versuchten die beiden, durch einander bestärkt, zwischen den Fronten zu vermitteln, doch ein Krieg schien unausweichlich. Das ganze endete in einem Desaster als der Indianer Kocoum durch den Schuss eines weißen Mannes zu tode kam und John Smith als erster für diese Missetat sein Leben lassen sollte. Doch die tapfere Pocahontas verhinderte dies, in dem sie ihren Vater vor die Wahl stellte. Wenn er ihn töten würde so müsse er sie auch töten. Dieser mutige Einwand brachte Powhatan dazu die Waffen nieder zu legen und den gefangenen frei zu lassen, doch der Geldgierige und Siegessichere Gouverneur Ratcliffe tat nicht der gleichen und wollte den Häuptling mit einem gezielten Schuss ums Leben bringen, was er auch geschafft hätte, wenn sich Smith nicht dazwischen geworfen hätte und damit selber die Kugel abfing. Ratcliffe wurde Mundtot gemacht und in Ketten gelegt und John musste die Heimreise antreten damit seine Wunden ausreichend behandelt werden konnten. Pocahontas wurde vor die Wahl gestellt mit ihm zu reisen, doch sie fühlte sich ihrem Volk verbunden und wurde hier als vermittlerin gebraucht und so trenten sich die Wege der beiden unsterblich verliebten… ganz gleich was auch geschieht, sie werden für immer zusammen sein.

Was für einen Disneyfilm eher untypisch ist, ist das nicht vorhandene Happyend des Filmes, welches bei der zartbeseideten Bevölkerung für Tränen sorgt, denn es geht nahe. Doch all zu weit wollten die fleißigen Künstler aus dem Hause Disney sich von der historisch belegten Story nicht entfernen, auch wenn sie hier und da etwas abwandelten um die Legende Disneytauglich zu machen. Der Film gehört im übrigen nicht zu den vierzehn Meisterwerken welche nur für bestimmte Zeit erhältlich ist… wie “Die Schöne und das Biest”, “Arielle”, “Fantasia” oder “Der König der Löwen”… doch dennoch bin ich der Meinung das dieser Film einer der schönsten ist. Wundervolle Bilder, Farben, Charktäre und ein Soundtrack der dem Film einen Oscar einbrachte verschmelzen zu einer Geschichte voller Tiefgang und unvergesslicher Momente. Viele Leute mögen es nicht wenn in diesen Trickfilmen gesungen wird. Ich persönlich finde die Lieder und die Melodien in den Disneyklassikern immer wieder schön, eingängig und süchtig machend. Für die Klangwelt von Pocahontas ist kein geringerer als Alan Menken verantwortlich, der schon Arielle, Aladdin und den König der Löwen in die richtigen Töne tauchte. Die Lebensnahe Story wird durch das mitwirken tierischer Charaktäre etwas aufgelockert und mit dem ein oder anderen Lacher geziert. Auffällig hierbei ist die Tatsache das der Waschbär Meeko, der Kolibri Flit und der Mops Perci nur durch Geräusche, Mimik und Bewegung… nicht etwa durch Sprache, wie es bei Tieren in anderen Disneyfilmen vorkommt… in Szene gesetzt wurden und ihre Wirkung keinesfalls verfehlen. Für den unwirklichen und fantasieorientierten Aspekt in der Geschichte sorgt Großmutter Weide… ein Baum der sprechen kann… welche von keiner geringeren als Hildegard Knef synchronisiert wurde. Was mich persönlich an dem Film begeisterte ist die Art und Weise, wie Pocahontas versucht John Smith von ihrer Welt zu überzeugen. Denn sie kommen mit der Absicht den Fortschritt in die Neue Welt zu bringen ohne zu sehen was das neue Land schon zu bieten hat und das es auf seine Weise gut und richtig ist. Sie zeigt ihm das sie gar nicht so Wild und Fremd ist wie er es versucht ihr weis zu machen und er lässt sich von ihr leiten. Pocahontas wurde im übrigen auch Matoaka genannt und ihr Name bedeutet “Die Verspielte” oder “die, die alles durcheinander bringt”. Sie wurde um 1595 in Virginia geboren und verstarb am 21. März in Gravesend, südöstlich von London. Denn später wurde sie von einem Schiff nach England gelockt und entführt und lebte dort als Botschafterin am englischen Königshof als Prinzessin Rebecca… später Rebecca Rolfe. Heute erinnert eine Statue an die schöne Indianerin, welche in Jamestown erichtet worden ist, welches heute ein Teil des “Colonial National Historical Park” in Virginia ist. Der Kuppelraum des Kapitols in Washington ist mit einem Wandgemälde geschmückt, welches die Taufe der mutigen Prinzessin darstellt. Anders als im Film musste John Smith Virginia erst anfang Oktober 1609 verlassen, als Verletzungen durch einen explodierten Sack voller Schwarzpulver ihn dazu zwangen die Heimreise nach England anzutreten. Doch richtig ist die Tatsache, das beide nie zueinander fanden.

Wer sich für die Kolonialisierung der neuen Welt interessiert und sich nicht von 855 extrem kleinbedruckten Seiten abhalten lässt ein Buch in die Hand zu nehmen, aufzuschlagen und zu lesen, dem sei an dieser Stelle das Buch “Der Azteke” von “Gary Jennings” ans Herz gelegt. In diesem Buch verlangt der Kaiser des römischen Reiches und König von Spanien im Jahre 1529 einen Bericht über seine Provinz Neuspanien… heute Mexico. Ein alter Azteke soll erzählen über Traditionen, Geschichte, Bräuche und das Leben seines Volkes. Dabei schweift er ab und legt alles offen was ihn in seinem Leben begegnete. Schonungslos und ins Detail berichtet er über Kriege, Riten, die aztekische Gesellschaft und die Eroberung durch die Spanier. Ein wunderbares Buch, welches schon einige Jahre hinter mir liegt aber sich als eines meiner Lieblingsbücher entpuppte, da ich die Hoffnung hegte es würde nie zuende sein, während ich es laß. Ich überelege schon es wiedereinmal zur Hand zu nehmen und erneut zu lesen… verdient hätte dieses Buch es. Natürlich findet Pocahontas darin keine Erwähnung denn die Engländer wählten Virginia bewusst um mit den Spaniern nicht konfrontiert zu werden. Schon komisch, die gegenüberstellung und Unterdrückung der Indianer im eigenen Land scheuten sie nicht… wie zivilisiert!

Wiedereinmal platziere ich Links zu den schönsten Liedern, die der Film zu bieten hat und während ihr euch berieseln lasst dürft ihr gerne mitsingen. Nur keine Scheu, es hört niemand zu…

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