Filmkritik Pirates Of The Caribbean – Fremde Gezeiten

Mit Fluch der Karibik IV: Fremde Gezeiten läuft demnächst einer der größten Blockbuster des Jahres an und stellt sich immerhin der Bürde, die Qualität der ersten drei Teile halten zu müssen. Wir erinnern uns: Fluch der Karibik führte die Figuren ein und bot als eigenständiger Film eine abgeschlossene Rahmenhandlung; durch den durchschlagenden Erfolg bedingt wurden dann Teil II und III an einem Stück produziert, mit enormen Aufwand, riesigen Budgets und einer auf zwei Filme aufgeteilte Geschichte. War Teil II zumindest noch trotz Überlänge durchgängig unterhaltsam, bewies vor allem der dritte Part, dass sich die Drehbuchautoren schwer verhoben haben: die ursprünglich für einen Film konzipierten Figuren wurden nicht immer glaubwürdig entwickelt, die über viel Spielzeit aufgebauten Elemente (bspw. der Riesenkraken oder die Göttin Calypso) nebenbei verheizt, unzählige Handlungsfäden fallengelassen. Mit Fluch der Karibik IV: Fremde Gezeiten wird nun eine völlig neue und wieder in sich geschlossene, kleinere Geschichte erzählt, das Personal vor und hinter der Kamera ausgetauscht – kein Neustart, aber ein Kurswechsel ist zu erhoffen.

Wie schwer diese Hoffnungen enttäuscht wurden, lässt sich gar nicht kurz und knapp in Worte fassen und erfolgt daher nun mit Stichworten:

Die Geschichte: Endlich entwirft das Drehbuch wieder eine Handlung in kleinerem Rahmen, doch das Ergebnis ist schwach. Die Suche nach dem Jungbrunnen besitzt kaum Originalität, sondern gestaltet sich gerade in der zweiten Hälfte als endloses Marschieren durch den Dschungel. Im Gegensatz zu den Vorgängern gibt es kaum memorable Momente, dafür aber erstmals einige Längen und kaum Spannung.

Die Charaktere: es ist zu begrüßen, dass die schwächsten Charaktere (samt ihrer Darsteller) der ersten Teile, Will Turner (Orlando Bloom) und Elisabeth Swan (Keira Knightley) nicht mehr mit an Bord sind. Stattdessen gibt es mit dem Lichtblick des Films, Penélope Cruz und ihrer Figur Angelica eine neue weibliche Hauptfigur und außerdem mit ihrem Vater Blackbeard einen neuen Bösewicht. Gerade hier verschenkt Teil IV viel seines Potenzials, Beispiel Blackbeard: der finstere Pirat wird wirklich schön eingeführt, ist mit wundersamen Kräften ausgestattet und obendrein wirklich ein fieser Kerl. Doch bereits nach der Hälfte des Films ist von der Magie Blackbeards nichts mehr übrig, er ist schlicht ein alter Mann mit Angst vor dem Tod. Enttäuschend ist auch, dass Jack Sparrow kein bisschen weiterentwickelt wurde.

Aus alt mach neu, aber schlechter: Zwar gibt es mit der Queen Anne’s Revenge ein neues, wunderbar gestaltetes Schiff, aber zum Einsatz kommt es kaum, denn Schiffe, Enterschlachten und anderes Seemannsgarn werden kaum genutzt, der Großteil des Films spielt an Land fernab aller Piratenromantik.
Die Verantwortung für den gerade in Teil I stimmigen Score wechselte ab Teil II in die Hände von Hans Zimmer – und kommt nun in Fremde Gezeiten noch schwächer als in den vorherigen Teilen daher. Zimmer nutzte zwar wieder das musikalische Grundthema des Franchises, kann aber keinerlei davon unabhängige Akzente setzen und begnügt sich damit, wüstes Orchestergepauke mit nicht immer passenden Gitarrenklängen zu mischen. Ebenfalls enttäuschend ist die Action, denn auf Stunts und Geschwindigkeit wird weitestgehend verzichtet, stattdessen herrscht lahmes Degenkampfeinerlei, wie bereits erwähnt gibt es auch keine Seeschlachten – auch hier ist Teil IV der schlechteste der Serie.

3D: Teil IV kommt auch in einer 3D-Fassung in die Kinos, erfreulicherweise wurden diese Effekte nicht im Nachhinein eingefügt, sondern tatsächlich mit zwei Kameras direkt vor Ort gedreht. Dennoch kann man sich den Preisaufschlag problemlos sparen: Zwar vermitteln die unterschiedlichen Ebenen eine gewisse Sehtiefe und größere Perspektivfehler wurden vermieden, dennoch ist das Bild zu dunkel und natürlich stellenweise unscharf – einen wirklichen Mehrwert bietet 3D somit nicht.

Alles in allem ist Fluch der Karibik IV: Fremde Gezeiten ein überaus enttäuschender Film, der noch klar hinter dem bis dato schwächsten Teil III zurückfällt. Die Frischzellenkur hat nichts genützt, Teil IV ist viel zu wenig rasantes Piratenabenteuer und viel zu sehr dröge Schnitzeljagd, das Franchise ist endgültig zur reinen Geldkuh, die gemolken werden muss, geworden.

PS: Um dennoch mit etwas Positiven abzuschließen: Wie immer lohnt es sich, den (langen) Abspann auszusitzen, denn auch hier versteckt sich wieder eine kleine Szene, die vielleicht schon den Bogen zum nächsten Teil schlägt und die letzten Szenen der Teile I bis III überbietet. 

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