Millionenverlust bei „John Carter“

Disneys Monster-Flop

Das Science-Fiction-Spektakel sollte Disneys Antwort auf „Avatar“ werden, doch es erweist sich als finanzielles Desaster. „John Carter“ floppt, den Großteil der investierten 350 Millionen Dollar muss der Konzern abschreiben. Das Erstaunliche daran: Alle haben es vorher schon geahnt.

Los Angeles/Hamburg – Für Disney wird der Flop seines Science-Fiction-Abenteuers „John Carter“ zum finanziellen Debakel. Der Film wird im laufenden Quartal laut Konzern voraussichtlich einen operativen Verlust von 200 Millionen Dollar einfahren. Für Disneys Filmstudio-Sparte bedeutet das in der Folge einen operativen Verlust von 80 bis 120 Millionen Dollar im ersten Vierteljahr. Insgesamt hat Disney etwa 350 Millionen Dollar in das Projekt gesteckt – davon 100 Millionen Dollar allein in das Marketing.

Die Zahlen sind umso deprimierender, als der Film erst in der vorvergangenen Woche gestartet ist. Der kommerzielle Misserfolg hatte sich allerdings schon im Vorfeld angedeutet. Die im Blockbuster-Business für gewöhnlich sehr gut informierte „Los Angeles Times“ berichtet, dass bereits die Ergebnisse der Marktforschung auf das mangelnde Publikumsinteresse hindeuteten.

Die tendenziell enttäuschenden Kritiken dürften ihr Übriges getan haben. Analysten rechneten daher schon vor der Bekanntgabe der Disney-Zahlen mit einem Minus von bis zu 165 Millionen Dollar. Dass der Verlust nun allerdings so hoch ausfällt, ist selbst für Kenner der Branche eine Überraschung.

So startete der Film sogar noch schlechter als erwartet. Das Abenteuer nach dem Buch von „Tarzan“-Erfinder Edgar Rice Burroughs, in dem es einen Soldaten aus dem amerikanischen Bürgerkrieg auf den Mars verschlägt, ließ die Kinogänger vor allem in den USA weitgehend kalt. Selbst am Eröffnungswochenende spielte der Film nur etwa 30 Millionen Dollar ein und fand nicht einmal halb so viele Zuschauer wie der Animationsfilm „Lorax“. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar, dass Disney massiv Geld verlieren wird. In der Folgewoche setzte „John Carter“ an den US-Kinokassen nur noch 13,5 Millionen Dollar um.

Bereits vor Start Kritik am Regisseur

Außerhalb der USA war das Interesse an dem Film zwar etwas größer – insgesamt spielte „John Carter“ bisher weltweit 184 Millionen Dollar ein. Allerdings müsste der Film nach Einschätzung von Experten mit rund 600 Millionen Dollar annähernd das Doppelte der Kosten einnehmen, damit Disney auf schwarze Zahlen kommt. Denn eine Faustregel besagt, dass etwa die Hälfte der Erlöse bei den Kinos verbleibt.

Dabei hatte Disney sehr große Erwartungen in „John Carter“ gesetzt, im besten Fall erhofften sich die Verantwortlichen gar einen ähnlich großen Erfolg, wie ihn 20th Century Fox im Jahr 2009 mit „Avatar“ feiern konnte. Das Studio engagierte Regisseur Andrew Stanton, der zuvor bei Pixar große Erfolge mit „Findet Nemo“ und „Wall-E“ gefeiert hatte – beides computeranimierte Filme.

„John Carter“ war der erste Realfilm des 46-jährigen Stanton, der aufgrund der desaströsen Umfragen schon vor dem Start ordentlich Kritik einstecken musste. Anonyme Studio-Verantwortliche erzählten Hollywood-Journalisten, dass der in diesem Geschäft unerfahrene Stanton nicht auf Marketing-Experten gehört und zu viel Kontrolle über den Film an sich gerissen habe.

Vierter Disney-Flop innerhalb kurzer Zeit

Im SPIEGEL-ONLINE-Interview konterte Stanton kürzlich. Die alleinige Schuld an dem Flop wies er – wenn auch vorsichtig – von sich: „Außerdem haben die Verantwortlichen bei Disney die Probeaufnahmen gesehen, sie hätten jederzeit einschreiten können.“

Vielleicht hätten sie das tatsächlich tun sollen, denn bei den Disney-Studios folgt derzeit Flop auf Flop: Vor einem Jahr ging der Animationsfilm „Milo und Mars“ an den Kassen unter. Zuvor schnitten auch „Prince of Persia – Der Sand der Zeit“ und „Duell der Magier“ deutlich schlechter ab als erwartet.

Andererseits: Disney als Ganzes steht gut da. Den weitaus größten Teil seines Geschäfts macht der Konzern mit seinen Pay-TV-Sendern wie ESPN. Analysten erwarten trotz des dicken Minus bei der Filmstudiosparte einen Quartalsgewinn von 1,92 Milliarden Dollar. Zudem ist auch der von Disney selbst angegebene Verlust von 200 Millionen Dollar bei „John Carter“ nicht das allerletzte Wort. Möglicherweise können Einnahmen aus DVD- bzw. Blu-ray-Verkäufen- und Lizenzen die Bilanz noch aufpolieren.

Fortsetzungen der „John Carter“-Saga, die sich Regisseur Andrew Stanton erhofft und für die er im Plot bereits zahlreiche Anknüpfungspunkte eingebaut hatte, wird es aber nun kaum geben. Und auch eine weitere Aussage Stantons aus dem SPIEGEL-ONLINE-Interview bekommt nun ein ganz anderes Gewicht: „Mit einem fünf Millionen teuren Indie-Film über zwei Leute beim Abendessen könnte ich grandioser scheitern als mit diesem.“

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